Bonner SC – SG Wattenscheid 09 2:3 (2:1)

Regionalliga West (4. Liga); Sportpark Nord (10´164 Plätze); 900 Zuschauer

Eigentlich sollte das Spiel der beiden Tabellennachbarn aus dem Mittelfeld der Liga ein scheinbar ganz normales Duell zweier Vereine auf Augenhöhe sein. Sportlich sollte dies auch der Spielverlauf genau so widerspiegeln. Die Bonner konnten früh in Führung gehen und der Gast drehte den eigentlich komfortablen 2:0 Vorsprung am Ende noch in einen nicht unverdienten Sieg. Auf Bonner Seite konnte man erstmals einige „Unstimmigkeiten“ zwischen den Akteuren auf dem Feld feststellen und der erste Schwung, der für einige Euphorie im Umfeld gesorgt hatte, ist offensichtlich schon wieder verflogen. Viele Diskussionen und unzufriedene Gesten der Bonner Spieler sollten ein Zeugnis dessen sein.

Doch auch auf den Rängen waren aktuelle „Unstimmigkeiten“ optisch sichtbar und akustisch hörbar. Oder eben nicht hörbar. So waren die 50 Wattenscheider Fans, darunter gut 35 Ultras, während des gesamten Spieles gut zu hören. Die Bonner Ultras jedoch so gut wie gar nicht. Es präsentierten auch nur die schwarz-weißen Gäste ihre üblichen Banner und Fahnen, die Bonner verzichteten bis auf ein einzelnes Banner auf optische Unterstützung. Lediglich Transparente, welche die Polizeitaktik der letzten beiden Heimspiele und die angeblich fehlende Rückendeckung des Vereines massiv kritisierten, wurden während des gesamten Spieles gezeigt.

Hintergrund sind Vorfälle, die sich an den letzten beiden Heimspieltagen ereignet haben sollen. An beiden Spieltagen gegen die zweiten Mannschaften aus Köln und Dortmund waren die Mitglieder der „Bande Bonn“ nicht im Stadion anwesend. Die offizielle Mitteilung der „Bande“ lautete auch entsprechend, man sei von der Polizei am Besuch der Spiele gehindert worden. Gegen Köln sollen sich Ultras des FC Zugang zum Heimbereich der Bonner verschafft und dort posiert haben. Daraufhin sei man von der Polizei aufgefordert worden, das Stadionumfeld nicht zu betreten. Ein weiterer Vorfall beim Spiel gegen Dortmund, wobei ein Ordner verletzt wurde, soll dazu geführt haben, dass auch dieses Spiel ohne die Bonner Ultras stattfinden musste. Das laut Schilderungen der Bande Bonn ein „Unfall“ Grund der Verletzung des Ordners gewesen sei, sah die Polizei naturgemäß anders. Welche Version letztlich stimmt, werden nur die Personen mit Sicherheit wissen, die auch anwesend und Zeuge oder Beteiligte vor Ort waren. Letztlich mündeten diese Vorfälle in den beschriebenen optischen Protest während des Spieles gegen die 09-er und keinerlei akustische Unterstützung für die eigene Mannschaft.

Soweit also die Ausgangslage, denn gegen Mitte und Ende der zweiten Halbzeit sollte die Begegnung auf den Rängen noch einmal Fahrt aufnehmen. So gab es in deren Verlauf kurzzeitig einige wechselseitigen Pöbeleien, woran sich auch die Bonner beteiligten. Irgendwann sprang dann ein Bonner Ultra über die Brüstung in den Innenraum des Stadions, riss das Ultra Banner der „Szene WAT“ vom Zaun und flüchtete vermummt zurück in den Bonner Zuschauerbereich. Dort konnte er zwar von der Polizei gestellt und das Banner den Wattenscheidern wieder ausgehändigt werden, der „Sieg“ der Ultraszene ging jedoch klar an die Ultras der Ex-Hauptstadt. Auch ein Versuch der Wattenscheider, durch einem Platzsturm in den Heimbereich zu gelangen, konnte von relativ wenigen Polizeikräften verhindert werden. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatten die meisten Familien mit ihren Kindern die Haupttribüne des Stadions verlassen. Irgendwann beruhigte sich die Lage und das Spiel konnte zu Ende geführt werden. Man darf jedoch davon ausgehen, dass diese Aktion der Bonner Ultras Wasser auf die Mühlen der Kritiker sein dürfte, denn nach den oben geschilderten Vorfällen der letzten Wochen hat man sich damit wahrscheinlich einen Bärendienst erwiesen.

Es wird spannend zu beobachten, welche Konsequenzen dieses Spiel sowohl sportlich, als auch im Umgang mit den eigenen Ultras zur Folge haben werden. „Abwechslungsreich“ war das Spiel jedenfalls in jeder Hinsicht.